meinen kleinen Weekender und nehme mit, eine Mütze! Und ein Gedicht von Che.
Ich höre nicht so gut wie ich sehe, Deine Worte bedeuten mir wenig, Taten sind alles, was ich verstehe, Wenn ich sie sehe, werde ich hellhörig.
Che Chidi Chukwumerije







Heute putz ich, morgen pack ich und übermorgen surf ich auf den Riesenwellen am Nordstrand von Nazaré.
Meine Vernunft und Bedenkenmaulerei können mich mal.
Aber das sind zwei Stunden Fahrt, aber du hast doch dieses Haus bezahlt, jetzt bezahlst du ja doppelt, dann die Spritpreise, Hotel oder an einem Tag hin und zurück, denk mal an Co2, hier ist es doch schön, die Sonne scheint…. geh doch spazieren. Das kostet nichts.
Ja bin ich denn Ostwestfale oder was? Nö. Klappe halten.
Reisen heißt ja, sich von einem Ort zum nächsten zu bewegen, aufzubrechen, Neues zu erkunden. Oder hab ich da was missverstanden?
Ich will ans Meer! Ich muss ans Meer! Und zwar sofort! Es ruft mich, das Meer, Indiz ist das Rauschen in meinen Ohren.
Diese Tinnitusse, engelsgleiches Gesäusel.
Aber nächste Woche bist du doch eh in Lissabon, das liegt am Meer.
Boah. Sind diese inneren Antreiber und Abtörner nervig.
Sagte ich schon, dass ich spontan ein Hotel direkt am Strand gebucht habe und morgen Früh nach Nazaré fahre?



Castelo de Vide





Er gibt hier, anders als an der Küste, keine Hotelburgen aus Beton, die brachial in die Landschaft gepfercht wurden.
Es gibt hier, jedenfalls bisher von mir nicht entdeckt, keine wilden Müllhalden, obschon der Umgang mit Abfall und Umwelt keinesfalls autoritär ist, wie gesagt, mein Eindruck ohne Erfahrung, wie es sonst im Land Portugal ausschaut. Stadt und Land unterscheiden sich strukturell hier wie anderswo auch. Nehme ich an.
Die meisten Häuser in Castelo sind sehr alt und einige zerfallen, würde man sie renovieren wollen, müsste man wohl sehr tief in die Schatulle greifen. Es wird renoviert, doch das dauert. Calma Calma.
Es stehen etliche Objekte dieser Art zum Verkauf für relativ kleines Geld. Wohnungen zur Miete sind indes knapp bzw. nicht auf dem offenen Markt zu bekommen. In Portalegre und Marvao ist das noch entspannter, wobei dort, jedenfalls in Portalegre, etliche Neubauten in Hochhausweise stehen.
Vor einem Jahr hatte ich die Idee, mir hier in Castelo eine Wohnung zu mieten und zwar, um dem Winter in Deutschland zu entgehen.
Also eine Teilzeitauswanderung. Die Idee ist vom Tisch. Denn die Winter hier sind nass, sehr nass und sehr kühl. Von November bis Februar ist eben Winter angesagt und die atlantischen Einflüsse sind nicht zimperlich.
Längere Zeit im Ausland sein zu wollen hätte für mich als wichtigste Bedingung, die Sprache sprechen und verstehen zu können. Meine Bemühungen in dieser Hinsicht gleichen einer Brache. Die Sprache ist mir nicht eingängig. Spanisch und Französisch ja, Portugiesisch não.
Aber, wie gesagt, bei längerer Verweildauer sähe das anders aus.
Warum Portugal?
Die Portugiesen, so wie ich sie hier erlebe, sind die freundlichsten Menschen, die ich bisher erlebte, jedenfalls im Vergleich zu Einwohnern anderer europäischer Länder wie Spanien, Italien, Frankreich, Skandinavien, und auch im Vergleich zu Deutschland, England, Nordamerika und Südafrika.
Vergleiche hinken, auch dieser sicherlich. Und hier muss folgen der Satz mit der Ausnahme und der Regel.
Dennoch sind es drei Dinge, die mich jedes Mal aufblühen lassen hier in Portugal:
Freundlichkeit, Einfachheit und das Licht!
Selbst an trüben Tagen ist hier dieses Licht. Dem Himmel ganz nah.




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